Angst ist zunächst einmal eine Schutzfunktion, die das Überleben sichert - und das seit hunderttausenden von Jahren erfolgreich. Doch kann es dazu kommen, dass Angstgefühle sich verselbstständigen.
Auslöser und die Stärke der empfundenen Angst stehen dann unter Umständen in keinem angemessenen Verhältnis; dies mit dem Verstand zu erkennen ist ein wichtiger Schritt, heißt aber leider oft nicht, aus diesem Karussell auszusteigen zu können.
Denn der Prozess findet auf einer tieferen Ebene des Gehirns statt. Die gefühlte Wirklichkeit kann weiterhin von starken Symptomen gekennzeichnet sein:
Im Extremfall können Panikattacken oder eine Angststörung auftreten.
Störungen um das Thema Angst gehören zu den am häufigsten erlebten Problemen der Seele und können als Symptom bei allen Traumatisierungen auftreten. Zu den Ursachen gehören meistens Erfahrungen
von als existentiell erlebter Bedrohung, von Ausweglosigkeit.
Diese können in jeder Lebensphase erfahren werden – sei es als Opfer, sei es als Zeuge:
Treten existentielle Bedrohungen in so frühem Lebensalter auf, dass Einschätzung und Einordnung der Situation mit dem Verstand
noch nicht möglich waren, beeinflussen sie das Nervensystem besonders tief.
Die instinktive Reaktion auf solche Erlebnisse ist Kampf oder Flucht. Ist dies in der auslösenden Situation nicht möglich – und wie sollte genau das z. B. für ein Kleinkind möglich sein? - oder nicht erfolgreich, kann sich die Angstreaktion verselbstständigen, bis hin zur Angststörung - zum Teil über Jahre und Jahrzehnte.
Obwohl die äußere Ursache nicht mehr besteht, verbleibt das System in seiner wachsamen Reaktion.
Auf der Suche nach einer Erklärung meinen wir häufig, aktuelle Erlebnisse als Auslöser ausmachen zu können, obwohl die Ursache weit zurück in unserer Geschichte liegt. Und dann sind wir
verwundert, dass Arbeit an den Auslösern nichts oder nur wenig an den Reaktionen ändert.
Dazu ein vergleichsweise harmloses Beispiel: Die Begegnung mit dem Chef löst Herzrasen und Schweißausbrüche aus, wir fühlen uns minderwertig und wähnen uns den von ihm gegebenen Aufgaben nicht gewachsen.
Vielleicht suchen wir ein Coaching auf, vielleicht findet auch ein Gespräch mit dem Chef statt. Und dabei stellt sich heraus, dass er sehr zufrieden mit unserer Arbeit ist und uns wertschätzt. Das Problem könnte vom Tisch sein – und bei der nächsten Begegnung treten doch erneut die bekannten Symptome auf.
Wahrscheinlich liegt die Ursache in der Vergangenheit, z. B. in bestimmten Erlebnissen mit unserem Vater.
In Folge einer derart verzerrten Wahrnehmung der Wirklichkeit können Vermeidungsverhalten, Rückzug, Einschränkung der Lebensfreude bis hin zu Depressionen und vielfachen körperlichen Beschwerden auftreten.
Ebenfalls besteht eine enge Verbindung zwischen Burnout und Ängsten.
Ausgehend von dem, was wir im Hier und Heute an Symptomen erleben, zielen wir mit Somatic Experiencing® und EMDR auf die Vollendung dessen, was bisher offengeblieben ist:
Die Energie von Kampf und / oder Flucht wird gewürdigt und darf zu ihrem Recht kommen - nicht in wildem Ausagieren sondern in einem Tempo, das Integration in den Lebensfluss des Nervensystems ermöglicht.